Lissi ist Anfang dreißig, unbeirrt und willensstark. Nachdem sie einige Schicksalsschläge im Laufe ihres Lebens hinnehmen musste, beschließt sie sich fortan selbst an die erste Stelle zu setzen und sich vor allem in Bezug auf die Liebe von Konventionen freizumachen. Als sie jedoch nach Sanremo reist, um in der Villa einer wohlhabenden Berliner Familie ihren Urlaub zu verbringen, bringt der hübsche Bruder ihrer Gastgeberin ihren Plan gehörig durcheinander. Um sich selbst zu beweisen, wie frei und unabhängig sie jetzt ist, lässt sie sich auf eine Liaison mit dem liebenswerten Domenico ein, nichtsahnend, dass er für sie weit mehr Gefühle entwickelt, als sie für möglich hält. Beide verbringen fünf aufregende Tage an der sonnigen, ligurischen Küste und geben sich der Leidenschaft, der wundervollen Landschaft und dem Leben hin. Als jedoch Domenicos Familie in der Villa auftaucht, gerät Lissi ins Straucheln.
Liebesroman /
Romcom
418 Seiten / Paperback
ISBN-9783758308451
Verlag: Books on Demand
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 18,- € / Neuauflage von
2024
eBook: 5,49
€
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Ich packte die letzten verkauften
Teile, inklusive der 40er Hose, in die Einkaufstüte und
bedankte mich bei der Rothaarigen, die mich sichtlich zufrieden
angrinste und sich ihrerseits für die
freundliche Bedienung bedankte.
Dann schickte ich die Aushilfe nach Hause und schloss den Laden
ab. Ich machte die Kasse, verstaute das Bargeld im Safe und
ging noch mal im Laden alles
durch. Alles war aufgeräumt,
sauber, alles an seinem Platz. Ich löschte die Lichter und
schloss den Laden hinter mir ab, um mich auf der
gegenüberliegenden Straßenseite in meinen kleinen Wagen zu
setzen und nach Hause zu fahren. Vor mir lagen ganze vier
Wochen Urlaub und ich jubelte innerlich. Dieses Mal ging es
nach Norditalien, nach Sanremo, um genau zu sein, und ich kam
auf ziemlich ungewöhnlichen Wegen zu meinem Glück. Meine
Schwester lernte einst auf einer Messe eine Frau kennen,
ebenfalls eine Berlinerin, jedoch mit italienischen Wurzeln.
Die Frau ist die Juniorchefin eines bekannten Wäschelabels,
dessen Teile sich kein normaler Mensch leisten kann. Irgendwie
lagen die beiden auf einer Wellenlänge und freundeten sich an.
Die Familie dieser Frau besitzt mehrere Villen in Italien, die
das Jahr über an passable Touristen vermietet werden. Die
Häuser sind alt und müssen bewohnt werden, sagte meine
Schwester, ansonsten würden die alten Gemäuer, Holzböden und
Deckenfresken marode werden. Offenbar wurde auch ich als eine
passable Touristin erachtet und so offenbarte Nancy mir eines
Tages, dass ich eines der hübschen Häuser in meinem Urlaub
bewohnen dürfe.
Von Basel bis nach Portofino
waren es ungefähr noch fünfeinhalb Stunden. Ich brach erst am
späten Morgen auf, da ich zu lange geschlafen hatte. Es fühlte
sich gut an frei zu sein, nicht auf den
Wecker achten zu müssen und den
Morgen mal nicht mit einem telefonischen Briefing zu beginnen.
Ich hatte mich komplett ausgeklinkt und nahm nur private
Gespräche entgegen, auch wenn ich ahnte, dass meine Mutter vor
Wut schäumte.
Como lag bereits hinter mit, ich
fuhr nun gemächlich auf der A2 entlang, war wunderbar
entspannt, als das Telefon klingelte und Max auf dem Display
erschien. Er rief mich von seinem Handy aus an.
„Max, altes Haus!“, rief ich.
„Wie geht’s, was gibt’s?“
„Domenico, bist du noch
unterwegs?“
„Ja, wieso?“
„Äh … es gibt da ein
Problem.“
Ich ahnte nichts
Gutes.
„Nämlich?“
„Nun ja, Domenico, du weißt, du
bist mein Lieblingsschwager.“
„Hmm, und der einzige. Noch. Was
ist los?“
„Ich habe dir den falschen
Schlüssel gegeben.“
Mein Blick fiel auf das
Handschuhfach, in dem der Schlüsselbund für die Villa in
Portofino lag. Ein Raststättenschild tauchte in meinem
Blickfeld auf und ich lenkte den GranCabrio, dessen Verdeck nun
geöffnet war, auf die Spur, die zur Raststätte
führte.
„Wie … den falschen
Schlüssel?“
„Na ja, ich habe die Schlüssel
vertauscht. Du hast den Zweitschlüssel für das Haus in Sanremo,
der für die Villa in Portofino liegt noch immer hier in der
Schublade. Oh Gott, Domenico,
erzähl das bloß nicht Chiara, die
bringt mich um.“
Ja, ich wollte die Sache mit
Domenico gerne fortführen, was auch immer es war, was sich da
zwischen uns entwickelte. Seine Gegenwart war einfach mehr als
nur angenehm, ich trug automatisch ein Lächeln auf den Lippen,
und in meinem Bauch flatterte es heftig, wenn er auf der
Bildfläche erschien. Es wäre wirklich sehr schade, wenn wir uns
jetzt wieder verlieren würden,
weil andere unsere zarte
Annäherung missbilligten. Doch ich wollte es ihnen nicht zu
leicht machen. Weshalb sollte ich? Wenn Domenico selbst es mit
mir nicht ernst meinte, würde der Zeitpunkt schon kommen, die
Sache zu beenden. Aber nur dann. Ich atmete tief durch und
wusste, dass mein Blick jetzt auffunkelte. Das letzte was ich
vorhatte, war, den Schwanz einzuziehen. Ich ließ den Blick über
die Brandung gleiten, die sich gemächlich und im langsamen
Rhythmus über den Strand kräuselte. War das schon wieder so
eine seltsame Geschichte, in die ich da hineintapste?
Nach etwa einer halben Stunde
ging ich vor die Tür und zündete mir eine Zigarette an, hörte
die Stimmen hinter mir, die aus der Galerie nach außen drangen,
das leise Klirren der Sektgläser, die zart gegeneinander
gestoßen wurden. Entspannt ließ ich teilnahmslos den Blick über
die Straße gegenüber gleiten. Ein paar Passanten gingen an mir
vorüber, ohne mich zu beachten; weshalb sollten sie auch? Die
meisten Menschen gehen aneinander vorbei, ohne sich auch nur
eines Blickes zu würdigen. Als ich aus den Augenwinkeln
bemerkte, dass zu meiner Linken jemand stehenblieb, sah ich hin
und blies den Rauch aus. Da stand sie, wieder wie versteinert,
sichtlich bewegt. Ihre wasserblauen Augen ruhten auf meinem
Gesicht, der Mund ein wenig geöffnet. Sie trug ein langes,
wunderschönes Kleid, das ein elegantes Halstuchmuster in zarten
Pink- und Türkistönen hatte, in dem tiefen Ausschnitt wölbte
sich ihr herrlicher Busen. Ich checkte sie binnen von
Millisekunden von oben bis unten ab. Die perfekt manikürten
Füße steckten in waghalsig hohen Sandaletten, die einen
ungewöhnlichen Ton in Metallicpink hatten. Ihr Haar hatte sie
ein wenig eingedreht, so dass es in sanften Wellen über ihre
Schultern fiel. Sie war einfach begnadet schön. Ich riss mich
zusammen, soweit es mir gelang, und ging nun die drei Schritte
auf sie zu, reichte ihr die Hand, die sie mit ihrem weichen,
kleinen Händchen umfasste. Woher zur Hölle kam sie auf einmal
her? Wollte sie zur Ausstellung? Mein Herz hämmerte in meiner
Brust wie eine Maschine auf Hochtouren.
„Hallo Lissi“, sagte ich
tief.
„Hallo Domenico“, hauchte sie
zittrig.